Kaschmir-Mikronzahl: Der Qualitäts-Decoder
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In der Welt der Luxusfasern ist die Mikronzahl einer der präzisesten – und doch oft missverstandenen – Qualitätsindikatoren. Insbesondere bei Kaschmir gibt die Mikrongröße Auskunft darüber, wie fein, weich und selten die Faser tatsächlich ist. Doch was genau ist ein Mikron? Und wie beeinflusst es das Hautgefühl eines Schals und seine Haltbarkeit?
Dieser Leitfaden erkundet die Wissenschaft hinter der Weichheit von Kaschmir – und warum Kenner sich bei der Beurteilung echter Handwerkskunst auf die Mikronzahl verlassen, die weit über die Angaben auf den Etiketten hinausgeht.
Was ist ein Mikron?
Ein Mikron (auch μm geschrieben) ist eine Maßeinheit, die einem Millionstel Meter entspricht. Bei Textilien wird sie verwendet, um den Durchmesser einzelner Fasern zu messen – je dünner die Faser, desto niedriger die Mikronzahl und in der Regel desto weicher das Textil.
So lassen sich die verschiedenen Fasern vergleichen:
- Menschliches Haar: 50–100 Mikrometer
- Feine Merinowolle: 18–20 Mikron
- Kaschmir der Güteklasse A: 13–15,5 Mikrometer
- Baby-Kaschmir: ~12,5–13 Mikrometer
- Shahtoosh (illegal): ~11 Mikrometer
Schon ein Unterschied von 1 Mikron kann die Haptik, den Fall und die Leistung einer Faser verändern. Er ist die mikroskopische Grundlage des Luxus.
Warum die Mikronzahl bei Kaschmir wichtig ist
Eine geringere Mikronzahl bedeutet feinere, geschmeidigere Fasern – die wiederum weichere Garne und Kleidungsstücke mit einem glatteren, seidigeren Griff ergeben. Die Mikronzahl beeinflusst aber auch:
- Haltbarkeit: Feinere Fasern lassen sich leichter biegen und brechen nicht so leicht
- Pilling: Fasern mit geringerer Mikronzahl sind weniger anfällig für Oberflächenabrieb
- Wärmeisolierung: Feines Kaschmir speichert mehr Luft und ist dadurch wärmer
- Fall: Weichere Fasern fließen eleganter um den Körper
Aus diesem Grund fühlt sich ein aus 13,5 Mikron Garnen gewebter Kaschmirschal im Kani-Stil ganz anders an als ein Kaschmirpullover mit gröberen Fasern minderer Qualität.
Standard-Mikronbereiche für Kaschmir
Kaschmirfasern werden basierend auf der Mikrongröße in allgemeine Qualitätsstufen eingeteilt:
- Klasse A: 13–15,5 Mikrometer (ultraweich, selten, Premium)
- Klasse B: 16–18 Mikrometer (durchschnittliche Qualität, mäßig weich)
- Grad C: 19–21 Mikrometer (grob, neigt zum Pilling)
Leider werden viele Produkte aus „100 % Kaschmir“ aus Fasern der Güteklasse B oder C hergestellt und dennoch als Premiumprodukte vermarktet. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem Leitfaden: Die Bedeutung von 100 % Kaschmir: So vermeiden Sie Betrugsmaschen .
Wie wird die Mikronzahl gemessen?
Die Mikronzahl wird in Textillaboren mit laserbasierten Instrumenten wie dem OFDA (Optical Fiber Diameter Analyzer) bestimmt. Bei kleineren Herstellern und Ateliers werden immer noch Handsortierung und Mikroskopanalyse durchgeführt – insbesondere bei Kaschmir in Sonderanfertigungen .
Leider sind Marken nicht gesetzlich dazu verpflichtet, die Mikronzahl offenzulegen. Umso wichtiger sind daher Transparenz und Vertrauen in die Herkunft.
Bedeutet weniger Mikron immer besser?
Nicht unbedingt. 13-Mikron-Fasern fühlen sich zwar unglaublich weich an, können aber bei unsachgemäßer Handhabung auch empfindlicher sein. Deshalb sind Faserlänge und Webtechnik genauso wichtig wie der Durchmesser.
Hochwertiger 14,5-Mikron-Kaschmir aus Ladakh beispielsweise kann kürzere 13-Mikron-Fasern in Bezug auf Langlebigkeit und Struktur übertreffen. Auf die richtige Balance kommt es an. Erfahren Sie mehr darüber in unserem Artikel über die GSM- und Dicke von Kaschmir .
Mikronzahl vs. Stoffgewicht
Es ist wichtig, die Faserfeinheit nicht mit dem Gewicht des Kleidungsstücks zu verwechseln. Eine leichte, luftige Stola kann auch aus extrem feinem Kaschmir hergestellt werden. Umgekehrt können für ein schweres Strickstück dicke Garne aus gröberen Fasern verwendet werden.
Aus diesem Grund gilt die Mikronzahl der Fasern als zuverlässigerer Indikator für Luxus als bloßes Gewicht oder Wärme.
Mikronzahl im Kontext anderer Luxusfasern
Wie fein Kaschmir ist, zeigt der Vergleich mit anderen seltenen Fasern:
- Alpaka (Royal Baby): ~18 Mikrometer
- Qiviut (Moschusochse): ~14–16 Mikrometer
- Lotusfaser: ~17 Mikrometer (aber sehr kurz und zart)
- Byssus (Museseide): unbekannter Durchschnitt, vorzüglich und selten
Die maßgeschneiderten Stücke von Vonoz kombinieren manchmal Kaschmir der Güteklasse A mit diesen außergewöhnlichen Fasern, aber immer mit einem Verständnis für ihre strukturellen Eigenschaften.
Wie sich die Mikronzahl auf den Preis auswirkt
Je feiner die Faser, desto seltener ist sie – und desto arbeitsintensiver ist ihre Verarbeitung. Für die Herstellung eines einzigen hochwertigen Schals wird die Unterwolle von zwei bis vier Ziegen benötigt. Bei einer Beschränkung auf 13 bis 15 Mikron Fasern steigt diese Zahl – und damit auch die Kosten.
Aus diesem Grund sind echte Kaschmirschals der Güteklasse A eine Wertanlage und keine Handelsware. Um dies in einem breiteren ethischen Kontext zu verstehen, lesen Sie unseren Artikel „Die Kosten von hochwertigem Kaschmir verstehen“ .
Fazit: Mikronzahl als Marker der Wahrheit
Im Grunde ist die Mikronzahl mehr als ein technisches Detail. Sie ist eine greifbare Wahrheit – die man auf der Haut und über Generationen hinweg spüren kann. Sie erzählt die Geschichte von Ziegen in Hochgebirgsregionen, menschlicher Handwerkskunst und dem Streben nach unvergänglicher Weichheit.
Wenn Sie wissen möchten, ob Ihr Kaschmirstück wirklich außergewöhnlich ist, achten Sie nicht nur auf die Marke. Fragen Sie nach der Mikronzahl.
Möchten Sie mehr über Kaschmir erfahren? Besuchen Sie unser Kaschmir-Wissenszentrum .